
Es war einmal….eine schöne Prinzessin mit Namen Jade. Jahr für Jahr veranstaltete sie ein großes Turnier für PS-Ritter. Doch irgendwann kamen die bösen Grafen der Umgebung und vergifteten die schöne Jade. Zum Glück war da noch ein Prinz, der nie aufgab, die schöne Jade aus ihrem Schlaf befreien zu wollen und nach fünf langen Jahren gelang es ihm endlich, die Prinzessin wachzuküssen……
Ja, so ungefähr hätten es die Gebrüder Grimm, oder so, niedergeschrieben. aber so ähnlich hat es sich wohl auch zugetragen, nur halt moderner und realer. Michael Behrens und sein Team veranstalteten das Jade Race bereits seit 2011, bis plötzlich in 2019 Schluss war. Aber nicht Corona bedeutete das Ende der allseits beliebten Veranstaltung, sondern die lokale Politik und der Flugplatzbetreiber brachten die Schwierigkeiten und das plötzliche Aus.
Dennoch hat der Organisator zu keiner Zeit aufgehört, an einem Comeback zu arbeiten und endlich zeigte seine Beharrlichkeit Früchte.

Das Jade Race ist zurück und es fühlte sich direkt an wie früher, als wir den Platz betraten. Der Spirit, den wir kannten, als wir zuletzt 2019 hier waren, war geradezu zu fühlen. Auf der einen Seite erstklassig organisierter Rennsport mit einer souverän agierenden Crew und DHRA, auf der anderen dann dieses familiäre Fahrerlager, wo man nicht nur direkt rankam an die Boliden, sondern dich die Teams eher fragend anschauten, wenn du keine Fragen gestellt hast. Offen gelebter Motorsport als familiäres Happening, der Hürden abgebaut hat und die Leute in ihren Bann zog.
Auch bei den Teams untereinander wurde dieses „Wir“-Gefühl wiedermal gelebt und man unterstützte sich gegenseitig, wo immer es notwendig war.
In der Sache vereint und lediglich an der Ampel dann getrennt. Hier wurden wieder packende Rennen ausgetragen und den Besuchern präsentiert. So einige Rennen hatten einen so engen Rennverlauf, dass lediglich die Reaktionszeit an der Ampel über Sieg, oder Niederlage entschieden.

Was hingegen auffiel, war eine gewisse „Leere“ im Fahrerlager. Ich gehe mal davon aus, dass dies an einer Kombination von mehreren Gründen lag. Zum einen kam die Bekanntmachung, dass Jade stattfinden wird, eher spät bei den Leuten an, dann ist die (diesjährige?) Veranstaltung nicht DMSB sanktioniert und kommendes Wochenende steht schon wieder Clastres auf dem Kalender. Da werden sicherlich einige Teams das Pro und Contra abgewogen haben und dann evtl. Clastres vorgezogen haben. Für die Zuschauer ergab sich dadurch aber kaum eine Änderung. Es wurden den ganzen Tag über (mit Nebelverzögerungen am Morgen) Rennen geboten und von Benny „the Voice“ gekonnt den Besuchern moderiert. Und für die Teams hieß es: Viel mehr fahren können, als sonst auf diesen Veranstaltungen üblich. Bei den ProET standen am Ende ganze 8 Quali-Runden auf dem Papier. Und im Finale stand dann die – gerade mal – 18 Jahre alte Emilia Nahler ganz oben auf dem Siegertreppchen. Ohnedies hatte sie ein absolutes Zucker-Wochenende hinter sich gebracht, denn nicht nur bei den ProET konnte sie gewinnen, sondern sie hat sich auch in der „Rahmenveranstaltung“, dem 10K-Cashday ganz weit nach vorne durchgearbeitet und dabei mit ihrem Käfer so einige, deutlichst leistungsstärkere, Gegner direkt mal an der Ampel stehen lassen. Da zahlt sich die gute Junior-Dragster Schule aus. Erst im Halbfinale war für sie und ihren Rektol-Käfer schluss.

Apropos Cashday. Der geneigte Drag Racing Zuschauer rieb sich teils verwundert die Augen, wieso da plötzlich ein solches Gewusel im Vorstartbereich entstand und die Timing-Crew ihre Ampel abschaltete. Doch hier läuft vieles anders. Das Motto lautet: „Run what ya brung“ und die Runden wurden jeweils ausgelost, wer gegen wen fuhr im K.O.-Verfahren. Der Start erfolgte dann über einen sogenannten Lamp-Start. Eine Sache, die manche aus dem TV kennen von den Street Outlaws. Der Starter staged ein, dreht den Fahrern dann den Rücken zu und startet dann beim Umdrehen mit einer Taschenlampe. Ungewöhnlich, aber optisch durchaus spektakulär.
Apropos Spektakulär. Die Teilnehmerfahrzeuge waren das auf jeden Fall. Überwiegend europäische Marken, gerne auch mehrfach Turbobefeuert, oder aber mit Ladern, in denen auch die Faust eines erwachsenen Mannes locker reinpasst, gepaart mit Allrad, ist nicht unbedingt das, was man normalerweise auf den Tracks so sieht. Und die Starter, die aus dieser Szene kommen, sind geklebte Strecken auch nicht gewohnt. So drehte so mancher Locken in seine Antriebswellen, oder fabrizierte 1/8 Meile Burnouts beim Start. Hier war gut beraten, wer die zahlreichen Möglichkeiten zur Abstimmung seines Boliden nutzte. Das merkte man auch bei den Finalisten. Es waren nur die vorne zu finden, die diese Abstimmungschancen genutzt haben. Alle die gepokert haben, lernten die Tücken einer gut präparierten Strecke kennen. Ein Umstand, der dann am Ende auch zu einem reinen „klassischen“ Dragster Finale führte.

Das hat mir insgesamt so gut gefallen, dass ich glatt sagen würde: Hey Hockenheim, das wäre was für den Freitrag-Abend. Nach den eigentlichen Qualis noch den Cashday bis runter zum Halbfinale und das, plus das Finale dann als weiteres Highlight am Samstag in die Nightshow integrieren. Doch, ich glaube, dass könnte noch zusätzlich ziehen.

Und sonst? Ein kleines bisschen haben wir das USCartreffen vermisst, dass sonst die letzten Jahre vor der ungewollten Pause mit auf dem Gelände stattfinden konnte und den großen Campground bereicherte, aber ansonsten war alles perfekt. Okay, bis auf ein paar „Presse“Vertreter, für die ich mich als Ebensolcher echt schäme. In der Auslaufzone rumlaufen ist ja schon sehr anstrengend. Aber wie man auf die Idee kommen kann, eine Drohne nur wenige Meter über der Startlinie aufsteigen zulassen, ist mir schleierhaft. Vor allem, wenn der Pilot noch nicht einmal in der Lage war, eine schnelle, sichere Landung durchzuführen nach Aufforderung. Unglaublich. Ach ja. Das führte auch zu längerer Rennunterbrechung, als Oildowns, Wetter oder andere Geschichten.

Das zeigt für mich: Michael Behrens und seine Crew, sowie die DHRA haben nichts verlernt und einen perfekten Relaunch hingelegt. Vielleicht sollte man nach Wegen suchen, wie wieder eine Mauer am Start installiert werden kann, um die Besucher näher ranholen zu können, aber das war es im Groben auch schon. Ich hoffe das wird nächstes Jahr dann auch wieder von mehr Fahrern goutiert, selbst wenn es auch dann wieder eine „wilde“ Veranstaltung wird.
Nächstes Jahr? jep, genau. Ich hörte was von „3. Wochenende im Juli 2026“. Meiner Rechnung nach 17. – 19.7. 2026
Und wist ihr was? Wir sehen uns dann sicherlich wieder. Wir waren begeistert